Description (de)
Masterarbeit, 2022, keine Creative Commons-Lizenzierung
Betreuung: Helmut Lethen, Robert Pfaller
Abstract
Am 12. November 1955 stellte die Bundeswehr die ersten Freiwilligen ein. Nach den Erfahrungen des Zweiten Weltkrieges sollte der Soldat jedoch neu gedacht werden. Der eigens für diese Aufgabe einberufenen bundeswehrinternen ‚Inneren Führung‘ zufolge musste der Krieger zivilisiert und letztlich überwunden werden. Der ‚Staatsbürger in Uniform‘ sollte den ‚08/15-Schleifer’ ersetzen. Die vorliegende Arbeit untersucht mittels einer ideengeschichtlichen Analyse den Gründungsprozess der Bundeswehr, der wesentlich durch die Reformprogrammatik der ‚Inneren Führung‘ beeinflusst wurde. Eine militärhistorisch orientierte Einordnung des Zivilisierungsimperativs der ‚Inneren Führung‘ führt zu einer Bestimmung des Krieger-Ethos einerseits sowie zu einer Bestimmung der reziproken Beziehung zwischen einer ‚Logik des Militärischen‘ und einer ‚Logik des Zivilen‘ andererseits. Die von der ‚Inneren Führung‘ angedachte Neubestimmung des Krieger-Ethos sowie jener reziproken Beziehung ist eingefasst in den bundesrepublikanischen Prozess der Vergangenheitsbewältigung. Die in diesem Rahmen angestrebte demokratische Legitimierung der Streitkräfte erfolgt durch den erinnerungspolitischen Imperativ der ‚Inneren Führung‘, der die Zivilisierung und Überwindung des Kriegers zum Gründungsmoment der Bundeswehr erhebt. Die intellektuelle Gründung der Bundeswehr ist ein Prozess, der qua der Logik institutionalisierter Vergangenheitsbewältigung grundsätzlich nicht abgeschlossen werden kann.